Handwerk des Zimmermanns – abwechslungsreicher Beruf mit Tradition
Das Zimmererhandwerk hat in der Schweiz eine lange Tradition. Rustikale Chalets oder moderne Projekte – mit ihrer Arbeit prägen die Zimmerleute das Bild des Landes.
Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr über die Ausbildung, die Aufgaben und die Anforderungen des Zimmererberufs.
Geschichte des Zimmererhandwerks in der Schweiz
Holz zählt schon seit Jahrhunderten zu den bevorzugten Baustoffen in der Schweiz. Ausgedehnte Wälder lieferten den Rohstoff Holz und so wurden Kenntnisse über die Bearbeitung und die Konstruktion mit Holz von Generation zu Generation überliefert. Durch die Gründung von Zünften im Mittelalter stellte man sicher, dass das Wissen weitergegeben wurde. In den Bergregionen der Schweiz spielte die Arbeit des Zimmermanns schon immer eine wichtige Rolle: Die Gebäude mussten langlebig und widerstandsfähig sein, um auch extremen Wettereinflüssen standzuhalten.
Die Aufgaben eines Zimmermanns im Überblick
Über die Jahrzehnte hat sich das Berufsbild des Zimmermanns stetig weiterentwickelt. Während früher vor allem die Konstruktion von Dachstühlen, Fachwerkhäusern und traditionelle Holzverbindungen im Fokus standen, sind heute auch moderne Holzbauprojekte Teil des Tätigkeitsfeldes.
Ein Überblick über die Aufgaben eines Zimmerers in der Schweiz:
- Holzrahmenbau: Konstruktionen für Einfamilienhäuser mehrgeschossige Wohnbauten. Heute stehen bei dieser Bauweise vor allem Nachhaltigkeit und Energieeffizienz im Vordergrund. Denkbar sind auch modulare, vorgefertigte Holzkonstruktionen, die eine schnelle Montage vor Ort ermöglichen. Besonders im städtischen Raum ist dieses Verfahren praktisch.
- Sanierung und Restauration: Zahlreiche historische Bauten sind aus Holz gebaut. Zimmerleute pflegen und restaurieren die Gebäude mit ihrem Fachwissen.
- Innenausbau: Einbau von Treppen, Decken, Wandverkleidungen oder anderen Elementen im Innenausbau.
- Konstruktionen im Aussenbereich: Errichtung von Holzterrassen, Brücken oder anderen Bauwerken.
Zimmerleute arbeiten mit traditionellen Werkzeugen, heute kommen aber auch moderne Technologien wie CAD-Programm oder CNC-Maschinen zum Einsatz: Auf diese Weise können Bauprojekte effizient geplant und Bauteile präzise gefertigt werden. Die Zimmerer erstellen 3D-Modelle, sodass komplexe Vorhaben bereits in der Planungsphase optimiert werden können.
Die Ausbildung zum Zimmermann
Die Ausbildung dauert vier Jahre und besteht aus praktischer Arbeit in einem Betrieb und theoretischem Unterricht an einer Berufsschule. In der Regel besuchen angehende Zimmerer einmal wöchentlich die Berufsschule, dazu kommen weitere überbetriebliche Kurse, in denen weitere Fertigkeiten vermittelt werden. Am Ende der Lehre erlangen die Auszubildenden den Eidgenössischen Fähigkeitsausweis EFZ. Der EFZ dient als Grundlage, um beispielsweise die Berufsmaturität zu absolvieren. Nach der Ausbildung kann die BM2 innerhalb von zwei Jahren berufsbegleitend oder innerhalb eines Jahres in Vollzeit abgeschlossen werden. Damit besteht die Möglichkeit, eine Fachhochschule zu besuchen und einen Bachelor oder Master als Holzbau-Ingenieur zu erlangen.
Anforderungen an Zimmerleute
Wer sich für den Beruf des Zimmermanns entscheidet, sollte idealerweise eine handwerkliche Begabung mitbringen. Freude am Werkstoff Holz und die Bereitschaft zu körperlicher Arbeit sollten ebenfalls vorhanden sein. Technisches Verständnis und räumliches Vorstellungsvermögen sind in dem Beruf ebenfalls gefragt. Da einige Arbeiten in grösserer Höhe stattfinden, sollten Zimmerleute schwindelfrei sein.
Umweltschutz hat einen hohen Stellenwert, daher ist das Verständnis für nachhaltige, ökologische Bauwesen wichtig für die Arbeit als Zimmermann.
Zimmerleute auf der Walz
Junge Handwerker, die mit schwarzer Schlaghose, Weste und geschnürtem Bündel durch das Land zogen, waren früher üblich. Heute entscheiden sich nicht mehr viele Zimmerleute für die Walz. In der Schweiz sind etwa 800 junge Zimmerer unterwegs.
Im Jahr 2013 startete der Verband Holzbau Schweiz eine moderne Form der Wanderschaft. Unter dem Motto „Zimmermann on Tour“ sind junge Berufseinsteiger als Botschafter unterwegs und stellen den Zimmererberuf in Schulklassen und auf Berufswahlmessen vor. Darüber hinaus arbeiten sie in verschiedenen Zimmereibetrieben und berichten in sozialen Medien über ihre Tour.
Wissenswertes zum Baustoff Holz
Schon vor rund 20.000 Jahren nutzen die Menschen Holz etwa zur Befestigung von Gräben. Auch heute handelt es sich um einen nachhaltigen, nachwachsenden Rohstoff, der vielseitig einzusetzen ist und nahezu unbegrenzte Möglichkeiten bietet. Moderne Bearbeitungstechniken und Schutzbehandlungen machen Holz extrem langlebig. Ein ausgezeichnetes Beispiel für die Langlebigkeit ist die Stadt Venedig, die vor mehr als 800 Jahren auf Holzpfählen errichtet werden.
Im Hinblick auf steigende Energieanforderungen wirken sich die wärmedämmenden Eigenschaften des Holzes positiv aus. Holz bindet CO2, was es zu einem klimafreundlichen Baustoff macht. Durch die Nutzung geschlagener Hölzer kann die regionale Wirtschaft gestärkt werden. Kurze Transportwege reduzieren die Umweltbelastung.
Ein weiterer Vorteil ist die Möglichkeit, Bauten am Ende Ihrer Lebensdauer zu demontieren und das Holz im besten Fall weiterzuverwenden.
Zimmermann – ein Beruf mit Zukunft
Das Zimmererhandwerk ist eine zukunftssichere Wahl. Durch die Kombination aus Tradition, Innovation und dem Bewusstsein für Nachhaltigkeit handelt es sich um eine attraktive Tätigkeit. Die Schweiz ist mit ihrer langjährigen Geschichte ideal für Zimmerleute, die engagiert mit dem Baustoff Holz arbeiten. Es ist davon auszugehen, dass vor allem Nachhaltigkeit in den kommenden Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird. Zimmerleute werden daher weiterhin wichtige Partner in der Bauindustrie bleiben.
Für alle, die, eine Leidenschaft für kreatives Arbeiten mit Holz und handwerkliches Geschick mitbringen, ist der Beruf des Zimmerers eine gute Wahl mit vielversprechenden Zukunftsaussichten.
Titelbild: Virrage Images – shutterstock.com