Polymechaniker: Aufgaben, Ausbildung und Perspektiven im Werkzeugmacherhandwerk

Unter der Bezeichnung Polymechaniker wurden in der Schweiz Berufe des Werkzeugmachers, Feinmechanikers, Mechanikers und Maschinen- und Betriebsmechanikers zusammengefasst. Als Spezialisten für die Herstellung, Wartung und Reparatur von Werkzeugen ist das Handwerk vor allem in der Fertigungsindustrie wichtig.

Der folgende Artikel enthält Wissenswertes zu den Aufgaben, der Ausbildung und den Karrierechancen eines Polymechanikers.

Die Aufgaben eines Polymechanikers im Überblick

Polymechaniker sind Experten für die Herstellung von hochpräzisen Werkzeugen, die in verschiedenen Industrien eingesetzt werden. Unter anderem sind Polymechaniker in der Automobilbranche, der Medizintechnik, der Uhrenindustrie und dem Maschinenbau tätig. Zu den Hauptaufgaben gehören:

  • Werkzeugherstellung: Anfertigung von Spezialwerkzeugen wie Stanz-, Schnitt- und Präzisionswerkzeugen sowie Vorrichtungen für Produktionsanlagen. Dies umfasst das Fräsen, Drehen, Bohren und Schleifen von Metallteilen.
  • Wartung und Reparatur: Werkzeuge und Maschinen werden regelmässig gewartet und bei Bedarf repariert, um die Produktion reibungslos aufrechtzuerhalten.
  • Prüfung und Qualitätskontrolle: Sicherstellung, dass alle gefertigten Werkzeuge den vorgegebenen Toleranzen entsprechen und einwandfrei funktionieren.
  • Optimierung von Werkzeugen: Anpassen und Verbesserung bestehender Werkzeuge, um Produktionsprozesse effizienter zu gestalten.
  • Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen: Polymechaniker arbeiten eng mit Ingenieuren, Konstrukteuren und Produktionsmitarbeitern zusammen, um die bestmögliche Lösung für Fertigungsprobleme zu finden.

Polymechaniker arbeiten zunehmend mit innovativen Maschinen. (Bild: KlingSup – shutterstock.com)

Anforderungen im Beruf des Polymechanikers

Die Geschichte des Werkzeugmacherhandwerks geht zurück bis in die Zeit der industriellen Revolution. Ursprünglich kümmerten Werkzeugmacher sich um die manuelle Herstellung von Werkzeugen und Vorrichtungen, die in der Produktion benötigt wurden. Mit der Einführung von Maschinen veränderten sich die Anforderungen an den Beruf und zunehmend standen bei der Tätigkeit Präzision und Effizienz im Vordergrund. Zusammen mit der Entwicklung moderner Technologien hat sich die Tätigkeit ständig verändert und das Berufsbild des Polymechanikers wurde definiert.

In der heutigen Zeit gibt es verschiedene Anforderungen an einen Polymechaniker:

  • Technisches Verständnis: Ein grundlegendes Verständnis für Mechanik, Werkstoffe und Fertigungstechnologien ist wichtig.
  • Präzision und Sorgfalt: Die Arbeit erfordert höchste Genauigkeit. Kleinste Fehler können sonst gravierende Auswirkungen auf Produktionsprozesse haben.
  • Handwerkliches Geschick: Der Umgang mit Werkzeugen und Maschinen ist ebenso wie die Fähigkeit, komplexe Werkstücke manuell zu bearbeiten, wichtig.
  • Analytisches Denken: Polymechaniker müssen Zeichnungen und technische Pläne lesen und verstehen und in der Lage sein, Probleme schnell und effizient zu lösen.
  • Teamfähigkeit: Im Arbeitsalltag arbeiten Polymechaniker häufig mit anderen Fachleuten zusammen.

Präzises Arbeiten ist für Polymechaniker entscheidend. (Bild: gualtiero boffi – shutterstock.com)

Ausbildung zum Polymechaniker in der Schweiz

Voraussetzung für die Ausbildung ist ein Schulabschluss. In der Schweiz erfolgt die Ausbildung zum Polymechaniker in der Regel über eine vierjährige Lehre im Beruf Polymechaniker EFZ. Dieser Beruf umfasst mehrere Fachrichtungen, darunter die Herstellung von Werkzeugen. Die Ausbildung ist dual aufgebaut und findet im Lehrbetrieb und einen oder zwei Tage wöchentlich in der Berufsschule statt. Dazu kommen verschiedene überbetriebliche Kurse, in denen die erlernten Grundlagen vertieft werden.

Inhalte der Ausbildung:

  • Grundlagen der Metallbearbeitung wie Fräsen, Drehen, Bohren und Schleifen
  • Programmierung und Bedienung von CNC-Maschinen
  • Zeichnungslesen und CAD-Software
  • Werkstoffkunde und Qualitätsprüfung
  • Wartung und Reparatur von Maschinen und Werkzeugen
  • Technisches Englisch
  • Elektro- und Steuerungstechniken

Anforderungen an Auszubildende:

  • Technisches Verständnis und Interesse an Mechanik
  • Gute Leistungen in Mathematik und Physik
  • Handwerkliches Geschick und Genauigkeit
  • Freude an praktischer Arbeit und Problemlösung

Nach Abschluss der Lehre verfügen die Absolventen über eine solide Basis für eine Karriere in der Fertigungstechnik. Bei sehr guten Leistungen während der Ausbildung können Lehrlinge bereits in dieser Zeit parallel die Berufsmaturitätsschule besuchen.


Die Autoindustrie ist ein wichtiger Tätigkeitsbereich für Polymechaniker. (Bild: Gorodenkoff – shutterstock.com)

Weiterbildungsmöglichkeiten nach der Ausbildung als Polymechaniker

Nach Abschluss der Ausbildung bieten sich zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten:

  • Berufsprüfung (BP): Mit der Weiterbildung zum «Polymechaniker mit eidgenössischem Fachausweis» vertiefen Fachleute ihr Wissen in der Fertigungstechnik.
  • Höhere Fachprüfung (HFP): Der Abschluss zum «Industriemeister Fachrichtung Fertigungstechnik» oder «Polymechanikermeister» ermöglicht die Übernahme von Führungsaufgaben.
  • Techniker HF: Die Ausbildung zum «Techniker HF Maschinenbau» bietet vertiefte Kenntnisse in Konstruktion und Fertigungstechnik.
  • Ingenieurstudium: Wer die notwendigen Voraussetzungen erfüllt, kann an einer Fachhochschule Maschinenbau oder Produktionstechnik studieren und so in Forschung und Entwicklung einsteigen.

Karriereaussichten für Polymechaniker

Polymechaniker sind gefragte Fachkräfte in der Schweizer Industrie. Durch die zunehmende Automatisierung und den Einsatz moderner Technologien wie CNC-Maschinen und CAD-Software bleibt der Beruf auch in Zukunft attraktiv. Unternehmen suchen qualifizierte Polymechaniker, die traditionelle Handwerkskunst mit modernen Technologien verbinden können.

Die Berufsaussichten sind besonders in den Bereichen Maschinenbau, Automobilindustrie, Uhrenindustrie und Medizintechnik vielversprechend. Zusätzlich bietet der Beruf gute Möglichkeiten für die Übernahme von leitenden Positionen, etwa in der Produktionsleitung oder im Qualitätsmanagement.

Herausforderungen und Chancen des Berufs

Der Beruf Polymechaniker steht vor einigen Herausforderungen, darunter:

  • Technologischer Wandel: Der Einsatz von 3D-Druck und anderen innovativen Fertigungsmethoden erfordert ständige Weiterbildungen.
  • Fachkräftemangel: In der Schweiz gibt es eine steigende Nachfrage nach qualifizierten Polymechanikern, was gute Verdienstmöglichkeiten mit sich bringt.
  • Hohe Anforderungen: Die Arbeit erfordert kontinuierliche Weiterbildung und Anpassung an neue Technologien.

Mit der Bereitschaft, sich weiterzubilden und mit modernsten Technologien zu arbeiten, handelt es sich beim Polymechaniker um einen zukunftssicheren und spannenden Beruf.

 

Titelbild:  Pongchart B – shutterstock.com

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