Der Beruf des Schweissfachmanns in der metallverarbeitenden Industrie
von Andrea Hauser
Der Schweissfachmann ist ein hochspezialisierter Beruf in der metallverarbeitenden Industrie. Schweissfachmänner sind Experten in der Schweisstechnik und dafür verantwortlich, dass Schweissarbeiten effizient und den gültigen Sicherheitsvorschriften entsprechend ausgeführt werden.
Im folgenden Artikel erfahren Sie mehr zu Aufgaben, Ausbildung, Weiterbildungsmöglichkeiten, Chancen und Herausforderungen dieses Berufs.
Aufgaben eines Schweissfachmanns
Schweisser arbeiten in vielfältigen Branchen und an unterschiedlichsten Orten. Häufig sind sie in der Metallverarbeitung, im Maschinenbau oder im Bauwesen tätig, wo sie Stahlkonstruktionen, Rohre, Brücken oder Gebäude fertigen und reparieren. Auch die Automobilindustrie, der Schiffbau und die Luft- und Raumfahrt bieten zahlreiche Einsatzmöglichkeiten, da hier präzise Schweissarbeiten an Bauteilen und Strukturen gefragt sind. Darüber hinaus sind Schweisser in der Energiebranche gefragt, etwa bei der Herstellung und Wartung von Öl- und Gasleitungen, Windkraftanlagen oder Kraftwerken. Manche Schweisser arbeiten auch auf Baustellen, in Werkstätten oder auf Werften, während andere im Anlagenbau, in Raffinerien oder bei spezialisierten Reparatureinsätzen unterwegs sind.
Die Hauptaufgabe eines Schweissfachmanns ist die fachgerechte Planung, Überwachung und Kontrolle von Schweissarbeiten. Dazu gehören:
- Planung und Vorbereitung: Schweissfachleute analysieren technische Zeichnungen und spezifizieren die geeigneten Schweissverfahren und Materialien. Sie stellen sicher, dass die eingesetzten Verfahren den Qualitätsstandards entsprechen.
- Überwachung: Während der Schweissarbeiten kontrollieren sie die Einhaltung der Vorgaben und sorgen dafür, dass die Arbeiten sicher und effizient durchgeführt werden.
- Qualitätskontrolle: Nach Abschluss der Arbeiten prüfen Schweissfachleute die Schweissnähte auf Fehler oder Mängel und dokumentieren die Ergebnisse.
- Beratung und Schulung: Schweissfachmänner unterstützen Unternehmen und Mitarbeiter bei der Auswahl und Anwendung moderner Schweisstechnologien. Sie schulen das Personal, um die Qualität und Effizienz zu steigern.
Schweisser arbeiten mit verschiedenen Materialien, die je nach Einsatzbereich und Art des Schweissverfahrens variieren. Dazu gehören Metalle wie Stahl, Edelstahl, Aluminium, Kupfer, Messing und Titan, die häufig in der Metallverarbeitung und im Bauwesen verwendet werden. Aber auch andere Werkstoffe wie Nickellegierungen, Magnesium oder spezielle hitzebeständige Legierungen kommen zum Einsatz, beispielsweise in der Luft- und Raumfahrt. Je nach Material werden unterschiedliche Schweissmethoden wie MIG-, MAG-, TIG- oder Lichtbogenhandschweissen angewandt, um die bestmögliche Verbindung zu erreichen. Wichtig ist dabei die genaue Kenntnis der Materialeigenschaften, da Faktoren wie Schmelztemperatur, Korrosionsbeständigkeit und Festigkeit das Ergebnis beeinflussen.
Ausbildung zum Schweissfachmann in der Schweiz
Die Ausbildung zum Schweissfachmann ist anspruchsvoll und setzt eine fundierte Grundbildung in einem metallverarbeitenden Beruf voraus. In der Regel beginnt der berufliche Werdegang mit einer abgeschlossenen Lehre als Anlagen- und Apparatebauer, Metallbauer, Polymechaniker oder in einem verwandten Beruf.
Nach der Grundbildung folgt die Weiterbildung zum Schweissfachmann. Diese wird in der Schweiz durch den Schweizerischen Verein für Schweisstechnik (SVS) organisiert. Die Ausbildung besteht aus theoretischen und praktischen Modulen und umfasst folgende Themen:
- Schweissverfahren und -techniken (MIG, MAG, WIG, Elektrodenschweissen)
- Werkstoffkunde
- Qualitätsmanagement
- Normen und Vorschriften (z. B. EN 1090, ISO 3834)
- Projektmanagement und Arbeitssicherheit
Die Ausbildung dauert in der Regel ein Jahr und endet mit einer Prüfung, die zum international anerkannten Diplom «International Welding Specialist» (IWS) führt.
Weiterbildungsmöglichkeiten für Schweissfachleute
Nach der Qualifikation als Schweissfachmann stehen zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten offen. Diese erlauben es, sich auf spezifische Bereiche zu spezialisieren oder in der Hierarchie aufzusteigen:
- Schweissfachtechniker (IWT): Diese Weiterbildung baut auf der Ausbildung zum Schweissfachmann auf und vertieft das Wissen in den Bereichen Werkstoffkunde, Konstruktion und Prozessoptimierung.
- Schweissfachingenieur (IWE): Diese höchst anspruchsvolle Weiterbildung richtet sich an Personen mit einem ingenieurtechnischen Hintergrund. Sie bietet umfassendes Wissen über die Entwicklung und Optimierung von Schweissverfahren.
- Spezialisierungen: Weiterbildungen in Nischenbereichen wie Roboterschweissen, zerstörungsfreier Prüfung (NDT) oder Additive Manufacturing erweitern die beruflichen Perspektiven.
- Führungs- und Managementkurse: Diese bereiten auf leitende Positionen im Betrieb oder im Projektmanagement vor.
Chancen im Schweisserberuf
Der Beruf des Schweissfachmanns bietet in der Schweiz ausgezeichnete Perspektiven. Die Nachfrage nach qualifizierten Fachkräften ist in vielen Branchen hoch, darunter:
- Maschinen- und Anlagenbau
- Bauwesen
- Automobilindustrie
- Luft- und Raumfahrt
- Energie- und Umwelttechnik
Die zunehmende Automatisierung in der Schweisstechnik öffnet zudem neue Türen. Schweissfachmänner, die sich mit robotergestützten Verfahren oder digitalen Technologien auskennen, sind besonders gefragt. Die Möglichkeit, international zu arbeiten, ist ein weiterer Vorteil, da die Ausbildung und Zertifizierung weltweit anerkannt sind.
Herausforderungen im Beruf
Trotz der vielen Chancen bringt der Beruf auch einige Herausforderungen mit sich:
- Hohe Verantwortung: Schweissfachmänner tragen die Verantwortung für die Qualität und Sicherheit von Schweissarbeiten. Fehler können zu erheblichen Konsequenzen führen.
- Technologische Entwicklungen: Die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung erfordert ständige Weiterbildung, um mit den neuesten Technologien Schritt zu halten.
- Physische Belastung: In einigen Bereichen kann der Beruf körperlich anspruchsvoll sein, vor allem bei Arbeiten in schwierigen Umgebungen wie Baustellen oder engen Räumen.
- Zeitdruck: Enge Projekttermine und hohe Anforderungen an die Präzision können stressig sein.
Beste Karrierechancen für Schweissfachleute in der Schweiz
Der Beruf des Schweissfachmanns in der Schweiz ist anspruchsvoll, bietet jedoch hervorragende Karrierechancen. Mit einer soliden Ausbildung, zahlreichen Weiterbildungsmöglichkeiten und einem breiten Einsatzspektrum ist der Beruf ideal für alle, die technisches Know-how mit praktischen Fähigkeiten kombinieren möchten. Die ständige Weiterentwicklung der Technologien und der hohe Bedarf an Fachkräften machen den Schweissfachmann zu einem Beruf mit Zukunft. Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und sich kontinuierlich weiterzubilden, findet in diesem Beruf eine langfristige Perspektive mit ausgezeichneten Verdienstmöglichkeiten.
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