Als Handwerker Aufträge bekommen: So klappt’s mit dem Start

Der Schritt in die Selbstständigkeit als Handwerker ist mutig – und voller Chancen. Doch der Anfang ist oft hart: Ohne Kunden keine Arbeit, ohne Arbeit keine Kunden.

Gerade frisch gegründete Betriebe stehen vor der Herausforderung, sichtbar zu werden, Vertrauen zu gewinnen und die ersten Aufträge zu sichern. Dieser Ratgeber zeigt praxisnahe Strategien, wie neue Handwerker schnell und effektiv ins Geschäft kommen – mit Schweizer Besonderheiten im Blick.

So gewinnen neue Handwerker erste Kunden und Aufträge



1. Vertrauen aufbauen: Qualität und Zuverlässigkeit zeigen

Neugründungen müssen sich erst einen Namen machen. Ohne Referenzen ist das schwierig – deshalb ist Vertrauen das wichtigste Kapital.

  • Termine pünktlich einhalten
  • Sauberes Auftreten und gepflegte Kleidung
  • Nach der Arbeit alles ordentlich hinterlassen
  • Aufträge sauber dokumentieren – auch kleine

Gerade im ersten Jahr gilt: lieber weniger, dafür makellos arbeiten. Gute Erfahrungen sprechen sich schnell herum, schlechte noch schneller.


Tipp: Auch wenn es mühsam ist – bitte um eine kurze Bewertung nach getaner Arbeit. Google-Bewertungen mit echten Namen sind Gold wert.

2. Lokale Sichtbarkeit: In der Region präsent sein

In der Schweiz zählen lokale Netzwerke viel. Deshalb:

  • Im eigenen Wohnort Flyer in Briefkästen (mit Einwurf-Erlaubnis)
  • Auf lokalen Online-Marktplätzen wie tutti.ch oder local.ch inserieren
  • Nachbarn aktiv ansprechen, ob sie kleine Arbeiten brauchen
  • Beim Volg, in Quartierläden oder auf Gemeindetafeln Zettel aufhängen

Ein sympathisches Gesicht, das man kennt, bekommt eher Vertrauen – besonders im ländlichen Raum.

3. Online auffindbar sein: Website und Google-Profil

Ohne Online-Präsenz wird’s schwierig. Der erste Schritt:

  • Eine einfache, mobile Website mit: Name, Dienstleistungen, Region, Kontaktdaten
  • Ein kostenloses «Google Unternehmensprofil» – damit man in Google Maps erscheint
  • Aktuelle Bilder vom Werkzeug, Transporter, ersten Projekten
  • Kontaktformular für einfache Anfragen

Viele Kunden googeln erst – wer nicht sichtbar ist, wird nicht angefragt.


Info: Es gibt einfache Website-Baukästen (z. B. Wix, Jimdo), die speziell für kleine Betriebe gemacht sind – für CHF 10–15 im Monat ist man startklar.

4. Plattformen nutzen: Offertenportale und Vermittlungen

Gerade für den Einstieg bieten sich Plattformen an, auf denen Kunden Handwerker suchen:

  • Renovero.ch
  • Ofri.ch
  • Gryps.ch (für grössere Projekte)
  • Houzy.ch (für Renovation und Umbau)
  • MyHammer.ch (CH-Version verfügbar)

Wichtig: Professionelles Profil anlegen, sauber kalkulieren, zeitnah antworten. Wer hier gut bewertet wird, kommt schnell an Folgeaufträge.

5. Vernetzen mit anderen Handwerkern

Nicht jede Firma kann alle Arbeiten abdecken – darum ist Zusammenarbeit sinnvoll:

  • Mit Elektrikern, Gipsern, Sanitär-Firmen aus der Region vernetzen
  • Sich als verlässlicher Partner für Zuarbeit anbieten
  • Gegenseitige Empfehlungen aussprechen

So entstehen dauerhafte Kooperationen – vor allem bei Umbauten oder Mehrfamilienhäusern.

6. Vereinsarbeit und Quartierleben

In der Schweiz haben Vereine, Musikgruppen und Feuerwehr oft engen Draht zu lokalen Betrieben. Wer sich engagiert, wird bekannt:

  • Sponsoring kleiner Events (z. B. mit Logo auf Flyern oder Bannern)
  • Bei Vereinsfesten mithelfen oder Werkzeug ausleihen
  • Flyer beim Quartierverein abgeben
  • Im Familien- oder Freundeskreis Werbung machen


Solche Kontakte sind oft der Einstieg in private Aufträge – vom Gartenhaus bis zur Garage.


Tipp: Viele Gemeinden bieten kostenlose Einträge in ein lokales Gewerbeverzeichnis an – das hilft vor allem bei Google-Suchen mit Ortsangabe.

7. Sozialer Auftritt: Facebook, WhatsApp & Co.

Nicht jeder Handwerker muss auf Instagram tanzen – aber ein aktiver Kanal kann enorm helfen:

  • WhatsApp Business mit Profilbild, Öffnungszeiten und Leistungsbeschreibung
  • Facebook-Seite mit Projektfotos, Kundenfeedbacks und Kontaktmöglichkeit
  • Lokale Gruppen auf Facebook nutzen («Was läuft in …?»)
  • Kunden dürfen gerne geteilte Beiträge «liken» – das wirkt seriös

Wichtig ist, authentisch zu bleiben und keine Versprechen zu machen, die nicht gehalten werden können.

8. Saubere Offerten – transparent und schnell

Gerade bei der ersten Anfrage entscheidet sich vieles. Darum:

  • Eine schöne, übersichtliche Offerte (PDF, mit Logo, Preisdetails)
  • Klare Angaben zu Stunden, Material, Anfahrt
  • Realistische Zeitangaben
  • Eine kurze Vorstellung («Ich bin …, seit 2025 selbständig …»)

Wer professionell wirkt, wird eher engagiert – auch wenn man neu ist.

9. Preisstruktur: Nicht unter Wert verkaufen

Ein häufiger Fehler: zu billige Preise in der Hoffnung auf mehr Kunden. Das Problem:

  • Kunden gewöhnen sich an Tiefpreise
  • Der Betrieb kann nicht wachsen
  • Der Eindruck entsteht: «günstig = unsicher»

Besser: realistische Preise, saubere Arbeit, ehrliche Kommunikation.

10. Nachfragen und Nachfassen

Viele verlieren Kunden, weil sie sich nach einer Offerte nie mehr melden. Deshalb:

  • Zwei Tage nach Angebotsversand freundlich nachfragen
  • Fragen zum Projekt klären
  • Offen bleiben für Rücksprachen
  • Bei Nicht-Zusage trotzdem bedanken – das bleibt positiv in Erinnerung

Auch Absagen sind Chancen – oft ruft derselbe Kunde später doch wieder an.

Fazit: Mit System und Menschlichkeit zum Erfolg

Die ersten Monate als selbstständiger Handwerker sind entscheidend. Wer professionell auftritt, lokal präsent ist und sich in Netzwerke einbindet, hat gute Chancen auf kontinuierliches Wachstum. Und: Gute Arbeit spricht sich rum – besonders in der Schweiz, wo persönliche Empfehlungen viel zählen. Mit Geduld, Fleiss und Herzblut kann aus einer Einzelfirma rasch ein erfolgreicher Betrieb werden.

 

Quelle: handwerker24.ch-Redaktion
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