Selbständig im Handwerk: So gewinnst du erste Aufträge in der Schweiz

Der Schritt in die Selbständigkeit im Handwerk ist mutig – aber auch voller Chancen. Die Frage aller Fragen: Wie kommen die ersten echten Aufträge zustande?

Ob Maler, Elektriker, Sanitär, Schreiner oder Allrounder – in der Schweiz sind handwerkliche Dienstleistungen gefragt. Doch am Anfang steht oft nicht das Werkzeug, sondern die Kundensuche. Dieser Artikel zeigt, wie selbständige Handwerker und Handwerkerinnen ihre Auftragsbücher füllen – legal, nachhaltig und lokal vernetzt.

1. Handwerksbetrieb anmelden und bereit machen



Bevor der erste Auftrag kommt, braucht es eine saubere Grundlage. Wer sich in der Schweiz im Handwerk selbständig macht, muss verschiedene Voraussetzungen erfüllen – von der Anmeldung bis zur Versicherung.

Wichtige Schritte vor dem Start

  • Gewerbeanmeldung bei der kantonalen Behörde oder Gemeinde
  • AHV-Anmeldung als Selbständigerwerbender bei der SVA
  • Unfall- und Betriebshaftpflichtversicherung abschliessen
  • Steuernummer beantragen, falls nötig MWST-Nummer

Tipp: Viele Handwerksberufe sind nicht bewilligungspflichtig – ausser bei sicherheitsrelevanten Arbeiten wie Elektrik oder Gas. Trotzdem braucht es oft Nachweise für Ausbildung oder Berufserfahrung.


Tipp: Für Tätigkeiten im Bau- oder Gebäudetechnikbereich verlangen viele Kantone einen Fähigkeitsausweis (EFZ) oder den Nachweis über mehrjährige Praxis. Wer grenzüberschreitend arbeitet, braucht zusätzlich eine Meldebestätigung über die flankierenden Massnahmen.

2. Die ersten Kunden finden – mit System

Der häufigste Fehler: zu warten, bis jemand anruft. Erfolgreiche Handwerker gehen aktiv raus, stellen sich vor, nutzen Netzwerke – und denken digital.

Lokale Präsenz zeigen

  • Visitenkarten und Flyer in Quartierläden, Bäckereien oder Coiffeursalons auslegen
  • Sich bei lokalen Gewerbevereinen oder Unternehmernetzwerken vorstellen
  • Bekannte persönlich ansprechen, ob sie jemanden kennen, der Unterstützung braucht

Online sichtbar sein

  • Eine einfache, mobiloptimierte Website mit Angeboten und Kontaktformular
  • Profile auf Plattformen wie local.ch, renovero, ofri oder houzy
  • Aktiv auf Google Business, mit Standort, Fotos und Kundenbewertungen


Viele Kunden suchen heute online nach Handwerkern – wer dort nicht sichtbar ist, wird nicht gefunden.


Tipp: Auf Plattformen wie renovero.ch oder ofri.ch können selbständige Handwerker kostenlos Offerten abgeben und neue Kunden gewinnen – ideal für den Einstieg.

3. Vertrauen aufbauen – der Schlüssel zum ersten Folgeauftrag

Gerade am Anfang entscheiden Auftritt, Kommunikation und Verlässlichkeit über den Erfolg. Wer seriös wirkt, wird weiterempfohlen.

So überzeugst du beim Erstkontakt

  • Sauberer Auftritt: gepflegte Kleidung, Fahrzeug mit Logo oder Magnettafel
  • Termintreue: pünktlich sein, wenn möglich schon vorher ankündigen
  • Verständliche Offerten: schriftlich, transparent und nachvollziehbar
  • Freundliche Kommunikation – auch bei kleinen Fragen

Nach dem Auftrag ist vor dem Auftrag

  • Kunden aktiv um eine Bewertung auf Google oder der Vermittlungsplattform bitten
  • Nachfragen, ob weitere Arbeiten anstehen oder Nachbarn interessiert sind
  • Visitenkarte oder Gutschein für eine Weiterempfehlung dalassen

4. Kooperationen und Stammkunden aufbauen

Die besten Aufträge entstehen nicht immer über Werbung – sondern durch Beziehungen. Wer langfristig denkt, baut sich ein tragfähiges Netzwerk auf.

Partnerschaften mit anderen Gewerken

  • Zusammenarbeit mit Architekten, Hausverwaltungen oder Generalunternehmen
  • Absprachen mit verwandten Berufen (z. B. Elektriker ↔ Sanitär ↔ Maler)
  • Gegenseitige Empfehlung über lokale Netzwerke oder Handwerkerstammtische

Stammkundenpflege

  • Weihnachtskarte, Rabattaktion oder kurzer Dankesanruf nach dem Auftrag
  • Regelmässige Kundenmailings bei passenden Angeboten (z. B. Frühjahrsputz, Fensterwartung)
  • Treueangebote für wiederkehrende Arbeiten

Tipp: Wer mit Hausverwaltungen oder Liegenschaftsbesitzern zusammenarbeitet, erhält oft wiederkehrende Aufträge – von der Wartung bis zur Reparatur. Solche Kunden lohnen sich langfristig besonders.

5. Preiskalkulation und Zahlungsabwicklung professionell gestalten

Der erste Eindruck zählt – aber auch der letzte. Eine sauber formulierte Rechnung und ein fairer Preis hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Was beim Preis zu beachten ist

  • Brancheübliche Ansätze: Vergleiche lokale Mitbewerber, aber unterbiete nicht blind
  • Realistische Stundensätze: Material, Fahrt, Auslagen und Rücklagen einrechnen
  • Pauschalangebote nur, wenn der Aufwand klar abschätzbar ist

Rechnung und Zahlung

  • Rechnungen rasch verschicken – am besten digital
  • Zahlungsfrist von 10 bis 30 Tagen einplanen
  • Saubere Mahnung bei Zahlungsverzug, ggf. Inkassoauftrag vorbereiten

Transparenz schafft Vertrauen – auch bei der Preisgestaltung. Gute Handwerker sind ihren Lohn wert.

Fazit: Der Start in die Selbständigkeit braucht Initiative – aber er lohnt sich

Wer im Handwerk selbständig wird, hat viele Chancen – gerade in der Schweiz. Gute Arbeit spricht sich herum. Doch bis dahin braucht es Fleiss, Verlässlichkeit und Präsenz. Wer aktiv sucht, gut organisiert ist und sauber arbeitet, wird schon bald von seinen ersten Kunden weiterempfohlen.

  • Professionell starten: rechtlich sauber, sichtbar, zuverlässig
  • Aktiv sein: nicht warten, sondern Kundenkontakte suchen
  • Vertrauen aufbauen: durch Qualität, Freundlichkeit und Nachfassaktionen
  • Langfristig denken: Netzwerke und Stammkunden pflegen

Mit handwerklichem Können, unternehmerischem Denken und Geduld wird der Weg in die Selbständigkeit nicht nur möglich – sondern lohnenswert.

 

Quelle: handwerker24.ch-Redaktion
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