Selbständigkeit als Handwerker in der Schweiz – lohnt sich das?
Viele träumen davon, selbständig zu arbeiten – besonders im Handwerk. Doch lohnt sich das Risiko in der hochpreisigen Schweiz wirklich?
Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab: Nachfrage, Region, Spezialisierung, Netzwerke, Kalkulation – und ganz besonders von der eigenen Einsatzbereitschaft. Der folgende Überblick zeigt Chancen, Risiken und Praxis-Tipps für alle, die den Schritt ins eigene Handwerksbusiness in der Schweiz erwägen.
1. Handwerkliche Berufe sind gefragt – aber nicht gleichmässig
In der Schweiz herrscht in vielen Branchen akuter Fachkräftemangel – auch im Handwerk. Besonders gesucht:
- Elektriker und Elektrikerinnen
- Sanitärinstallateure
- Maurer, Gipser und Bauarbeiter
- Schreiner, Maler, Bodenleger
- Heizungs- und Klimatechniker
Regionale Unterschiede bestehen – vor allem in Bergregionen oder im Tessin ist die Nachfrage nach Allroundern hoch, während es in Städten spezialisierter zugeht.
Gut zu wissen:
Viele Auftraggeber bevorzugen lokale, flexible Anbieter – vor allem für kleinere Reparaturen, Umbauten oder Renovationen. Wer schnell, freundlich und verlässlich arbeitet, hat gute Karten.
2. Selbständigkeit bedeutet Freiheit – und Verantwortung
Selbständig zu sein heisst: eigene Arbeitszeiten, eigene Kunden, eigene Preise – aber auch eigenes Risiko.
Vorteile der Selbständigkeit
- Volle Kontrolle über Projekte, Abläufe und Angebote
- Mehr Einkommen bei guter Auslastung möglich
- Direkter Kundenkontakt, ohne Zwischenfirmen
- Flexibilität bei Arbeitsort und Zeit
Herausforderungen und Pflichten
- Keine Lohnfortzahlung bei Krankheit oder Ferien
- Selbstvorsorge für AHV, IV, Pensionskasse und Unfall
- Hohe Anfangsinvestitionen für Werkzeug, Fahrzeug, Werbung
- Unsichere Auftragslage in der Startphase
3. Wie viel kann man als selbständiger Handwerker verdienen?
Die Bandbreite ist gross – je nach Beruf, Region und Spezialisierung.
Beispielhafte Stundensätze (brutto, exkl. MWST):
- Allrounder / Kleinaufträge: CHF 70–100
- Sanitär, Elektro, Heizung: CHF 90–140
- Schreiner, Maler, Bodenleger: CHF 80–120
- Notfalldienste (Abend/Wochenende): CHF 150–250
Je besser organisiert der Betrieb, desto rentabler. Wer professionell kalkuliert und sauber arbeitet, kann nach Abzug aller Kosten **CHF 6’000 bis 9’000 netto pro Monat** erreichen – mit Luft nach oben bei guter Auftragslage.
4. Risiken und Stolperfallen – worauf man achten muss
Viele scheitern nicht am Können, sondern an der Organisation.
Typische Fehler im Start
- Unklare Preiskalkulation – zu günstig oder zu hoch
- Fehlende Rücklagen für unproduktive Zeiten
- Keine klare Positionierung – zu beliebig am Markt
- Fehlende Versicherung oder falscher AHV-Status
- Unprofessionelle Offerten oder Kommunikation
Was hilft:
- Beratung bei SVA oder Handwerkskammer einholen
- Frühzeitig mit Buchhalter oder Treuhänder sprechen
- Gute Auftragsdokumentation (digitale Tools nutzen)
- Von Anfang an saubere Rechnungsstellung
5. Lohnt sich das unterm Strich?
Ja – wenn folgende Voraussetzungen stimmen:
- Handwerkliches Können plus Unternehmergeist
- Marktfähige Nische oder Region
- Gute Selbstorganisation und Kundenorientierung
- Realistische Erwartungshaltung und Ausdauer
Wer plant, professionell arbeitet und offen kommuniziert, hat sehr gute Chancen, als selbständiger Handwerker in der Schweiz erfolgreich zu sein. Die Kombination aus Fachwissen, lokalem Netzwerk und sauberer Arbeit führt fast immer zu Weiterempfehlungen.
Fazit: Selbständigkeit im Handwerk ist in der Schweiz machbar – und oft lohnend
Die Schweiz bietet ein hervorragendes Umfeld für handwerkliche Selbständigkeit – aber sie verlangt Disziplin, Organisation und Qualitätsbewusstsein.
- Die Nachfrage ist stabil – besonders bei regionaler Präsenz und Spezialisierung
- Die Einkommen sind attraktiv – wenn Kosten und Preise realistisch sind
- Die Risiken sind überschaubar – bei guter Planung und Absicherung
Wer bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und sich professionell aufzustellen, kann im Schweizer Handwerk nicht nur selbständig, sondern auch sehr erfolgreich werden.
Quelle: handwerker24.ch-Redaktion
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