Selbständig im Handwerk in der Schweiz – wieviel Startkapital benötigst du?
Der Schritt in die Selbständigkeit im Handwerk ist ein mutiges Vorhaben – doch mit welchen Anfangskosten muss realistisch gerechnet werden?
Wer sich als Maler, Elektriker, Sanitär, Schreiner oder Allrounder selbständig macht, braucht mehr als nur Werkzeug und Know-how. Damit der Start gelingt, ist eine fundierte Finanzplanung entscheidend. Dieser Artikel zeigt praxisnah, wie viel Startkapital in der Schweiz realistisch nötig ist – und wie sich die Investitionen gut planen lassen.
1. Die wichtigsten Kostenblöcke im Überblick
Die Höhe des nötigen Startkapitals hängt stark von Beruf, Region, Spezialisierung und Zielgruppe ab. Trotzdem lassen sich typische Kategorien benennen, die in fast jedem Fall anfallen.
Kostenarten bei der Gründung
- Einrichtung und Anschaffung von Werkzeug und Material
- Fahrzeug oder Transportlösung
- Marketing und erste Kundengewinnung
- Versicherungen und Sozialabgaben
- Buchhaltung, Software und Beratung
- Rücklagen für erste umsatzschwache Monate
Die genaue Summe variiert – aber auch mit kleinem Budget ist ein Start möglich, wenn gut geplant wird.
2. Beispielrechnung: So viel kostet der Einstieg realistisch
Hier eine durchschnittliche Budgetkalkulation für einen Einzelunternehmer im Bau-/Gebäudetechnikbereich (z. B. Maler, Sanitär, Allrounder):
Typische Anfangsinvestitionen (Stand: 2025)
- Werkzeug / Maschinen: CHF 5’000–15’000
- Fahrzeug (Gebrauchttransporter): CHF 8’000–20’000
- Versicherung (Haftpflicht, Unfall, Sachschaden): CHF 1’200–2’500 jährlich
- Marketing (Flyer, Website, Plattformen): CHF 1’000–3’000
- Buchhaltungssoftware / Beratung: CHF 800–2’000
- Betriebsmittel (Kleinteile, Verbrauchsmaterial): CHF 1’000–2’000
- Rücklagen (3 Monate ohne Umsatz): CHF 6’000–9’000
Gesamtbedarf (durchschnittlich):
CHF 20’000 bis 50’000
Diese Summe kann bei speziellem Fokus (z. B. reiner Malerbetrieb oder ohne Fahrzeug) auch deutlich kleiner sein – oder bei höherer Spezialisierung (z. B. Solartechnik) grösser.
3. Finanzierungsmöglichkeiten für Handwerker
Nicht alle können oder wollen CHF 20’000 bis 50’000 sofort aufbringen. Deshalb lohnt sich ein Blick auf Finanzierungsoptionen.
Typische Wege zur Startfinanzierung
- Privatdarlehen: Familie oder Freunde
- Bankkredit: bei realistischem Businessplan möglich
- Leasing: für Fahrzeuge oder teure Maschinen
- Ratenzahlung: bei Werkzeughändlern
- Förderprogramme: regional vereinzelt vorhanden (z. B. Standortförderung)
Wichtig ist, alle Investitionen sorgfältig zu dokumentieren – für spätere Steuerabzüge und für eine solide Buchführung.
4. Wo sich sparen lässt – ohne Qualitätseinbussen
Gerade am Anfang ist Budgetoptimierung wichtig – aber nicht auf Kosten der Seriosität.
Spartipps mit Wirkung
- Gebrauchte Werkzeuge bei Fachhändlern kaufen (inkl. Garantie)
- Transporter leasen statt kaufen
- Digitale Tools mit kostenlosen Einsteigerpaketen nutzen (z. B. Buchhaltung, Offerten)
- Einfacher Onepager statt grosser Website – mit Google-Profil kombinieren
- Kooperation mit anderen Selbständigen für Materialeinkauf
5. Wie schnell amortisiert sich das Startkapital?
Ein selbständiger Handwerker mit einem gut laufenden Einmannbetrieb kann – je nach Auslastung – bereits nach 6 bis 12 Monaten seine Einstiegskosten wieder einspielen.
Praxisbeispiel:
- 20 Stunden pro Woche für CHF 100/h → CHF 8’000 pro Monat Umsatz
- Fixkosten (Versicherung, Fahrzeug, Material) ca. CHF 3’000/Monat
- Nettoertrag nach Steuern: CHF 3’500–4’000
Wer effizient arbeitet, gute Empfehlungen erhält und Folgekunden generiert, kann sein Startkapital rasch zurückverdienen.
Fazit: Selbständig im Handwerk – Startkapital ist nötig, aber machbar
Der Einstieg ins eigene Handwerksbusiness in der Schweiz ist mit Kosten verbunden – aber kein unüberwindbares Hindernis. Wer klug plant, spart gezielt und investiert dort, wo es zählt, kann schon mit CHF 10’000 bis 30’000 solide loslegen – und je nach Spezialisierung auch mit weniger.
- Werkzeug, Fahrzeug und Versicherung bilden die grössten Positionen
- Digitales Marketing und Netzwerk bringen erste Aufträge auch mit kleinem Budget
- Rücklagen sind wichtiger als Hochglanz-Equipment
Ein klarer Plan, ein starker Wille und etwas Kapital – und der Weg in die erfolgreiche Selbständigkeit im Handwerk steht offen.
Quelle: handwerker24.ch-Redaktion
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