Schimmel fachgerecht beseitigen: Praxisleitfaden für Profis
Schimmel in Gebäuden beeinträchtigt Bausubstanz und Raumklima. Fachwissen entscheidet über Sanierungserfolg.
Dieser Artikel zeigt in klarer Struktur, wie Schimmel von Handwerksbetrieben dauerhaft und nach geltenden Standards entfernt wird – mit Fokus auf Ursachen, Technik und Materialien.
Feuchtequellen als Auslöser gezielt lokalisieren
Schimmel entsteht nie ohne Feuchtigkeit. Zielgerichtete Sanierung beginnt mit der Ursachenermittlung – erst wenn diese behoben ist, können Massnahmen dauerhaft greifen.
- Defekte Leitungen oder durchlässige Dichtungen
- Undichte Dächer, Fenster oder Sockelanschlüsse
- Wärmebrücken mit Tauwasserbildung an Aussenwänden
- Kondensation durch falsches Lüftungs- oder Heizverhalten
Technisch kommen Feuchtemessgeräte, Infrarot-Thermografie und Datenlogger zum Einsatz. In schwierigen Fällen empfiehlt sich ergänzend eine Analyse durch mikrobiologische Labore.
Bauphysikalische Grundlagen verstehen
Wichtig für die Ursachenbeurteilung ist ein solides Verständnis bauphysikalischer Zusammenhänge. Insbesondere das Verhältnis von Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Materialbeschaffenheit spielt eine entscheidende Rolle.
- Taupunktunterschreitung an kalten Wandflächen fördert Kondenswasserbildung
- Diffusionsoffene Konstruktionen regulieren die Feuchteaufnahme besser als dampfdichte Schichten
- Innengedämmte Altbauten sind besonders anfällig für versteckte Feuchte
- Hygroskopische Baustoffe wie Gips speichern Feuchtigkeit und geben sie nur langsam ab
Berechnungen zur Oberflächentemperatur und dynamische Simulationen helfen, gefährdete Zonen frühzeitig zu erkennen – besonders bei energetischen Sanierungen oder Nutzungsänderungen.
Sanierungstechniken für unterschiedliche Oberflächen
Je nach Untergrund und Eindringtiefe gelten unterschiedliche Verfahren zur Schimmelbeseitigung.
- Abtragen von Putz, Gipskarton oder befallenem Dämmstoff
- Reinigung tragfähiger Untergründe mit fungiziden Lösungen
- Trocknung durch Bautrockner oder Luftentfeuchter
- Abschluss mit mineralischem Sanierputz oder Silikatfarbe
Bei grossflächigem Befall empfiehlt sich eine Absperrung mit Folienwänden und Unterdruckhaltung über Luftfilteranlagen.
Trocknungsverfahren im Vergleich
Nach Entfernung befallener Materialien ist die gründliche Trocknung zentral. Mehrere Technologien stehen zur Verfügung – jeweils mit spezifischen Vorteilen.
- Kondensationstrocknung: bewährt für Wohnräume bei Temperaturen über 15 °C
- Adsorptionstrocknung: auch bei niedrigen Temperaturen effizient
- Infrarottrocknung: gezielte Trocknung einzelner Bauteile durch Wärmestrahlung
- Unterdruckverfahren: kombinierbar mit Hohlraumtrocknung bei Dämmungen
Die Wahl des Verfahrens richtet sich nach Materialart, Umgebungsbedingungen und Bauzeitvorgaben. Dauerhafte Feuchteüberwachung per Datenlogger vermeidet Folgeschäden.
Zugelassene Produkte und Schutzvorgaben
Für den gewerblichen Einsatz gelten spezifische Anforderungen an Mittel und Sicherheitsvorkehrungen. Nur geprüfte Produkte mit Zulassung dürfen verwendet werden.
- Wasserstoffperoxid für sensible Innenbereiche
- Isopropanol für punktuelle Oberflächenbehandlung
- Silikatfarbe und Kalkputz zur Prävention nach der Sanierung
- HEPA-Filtergeräte zur Absaugung der Raumluft
Die persönliche Schutzausrüstung umfasst FFP3-Masken, Einweganzüge, Handschuhe und Schutzbrillen. Bei stärkerem Befall ist eine Raumtrennung mit Schleusensystem erforderlich.
Dokumentation und Nachkontrolle
Lückenlose Dokumentation der Massnahmen dient als Nachweis gegenüber Bauleitung und Auftraggebern – und reduziert das Risiko späterer Reklamationen.
- Vorher-Nachher-Bilder zur optischen Beurteilung
- Feuchte- und Temperaturprotokolle mit Messzeitpunkten
- Verzeichnis aller eingesetzten Materialien und Produkte
- Abschlussbericht mit Empfehlungen zur weiteren Nutzung
Empfohlen wird eine freiwillige Nachprüfung nach sechs bis acht Wochen durch Sichtkontrolle oder erneute Luftkeimmessung.
Dauerhafte Prävention in Neu- und Bestandsbauten
Die beste Sanierung bleibt wirkungslos, wenn bauphysikalische Schwächen bestehen bleiben. Besonders bei energetischen Modernisierungen muss Prävention mitgeplant werden.
- Vermeidung von Wärmebrücken durch korrekte Anschlussdetails
- Feuchtepuffernde Innenbekleidungen in Nassräumen
- Automatisierte Lüftungssysteme mit Feuchtesteuerung
- Baustoffwahl mit Fokus auf Diffusionsoffenheit
Auch einfache Massnahmen wie korrekt eingestellte Heizkörper oder Luftzirkulation hinter Möbeln helfen, Schimmelbildung dauerhaft zu unterbinden.
Fachkompetenz als Marktvorteil
Schimmelbeseitigung ist längst kein Randthema mehr. Mit zunehmender Sensibilität für Raumgesundheit wächst die Nachfrage nach qualifizierten Sanierungsbetrieben – besonders in dicht bebauten oder feuchteanfälligen Regionen.
Schulungen durch Handwerkskammern, TÜV oder branchenspezifische Akademien sind in vielen Kantonen bereits Voraussetzung für öffentliche Aufträge oder Versicherungsleistungen. Wer zertifiziert arbeitet, positioniert sich im Premiumsegment – mit kalkulierbaren Einsätzen und dokumentierter Qualität.
Quelle: handwerker24.ch-Redaktion
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