Orthopädieschuhmacher EFZ: Handwerk zwischen Technik, Medizin und Lebenshilfe

Der Beruf des Orthopädieschuhmachers verbindet handwerkliche Präzision mit medizinischem Know‑how. Jedes Paar Schuhe ist eine individuelle Hilfskonstruktion.

Orthopädieschuhmacher EFZ fertigen und modifizieren orthopädische Mass‑ und Serienschuhe, Einlagen, Sohlen und andere Hilfsmittel. Sie beraten Kundinnen und Kunden, führen Anpassungen und Reparaturen durch und arbeiten oft nach ärztlichen Verordnungen. Der Beruf ist sowohl technisch als auch menschenorientiert.

Ausbildung und Rahmenbedingungen



Die Ausbildung dauert vier Jahre und erfolgt dual: im Lehrbetrieb und an der Berufsfachschule. Für Orthopädieschuhmacher/‑innen wird in der Schweiz typischerweise die Berufsfachschule Zofingen oder Lausanne besucht.

Ergänzend dazu absolvieren die Lernenden überbetriebliche Kurse, meist rund 20 Tage pro Jahr, um spezielle Fertigkeiten und neue Techniken zu erlernen.

Voraussetzungen für eine Lehrstelle sind neben dem obligatorischen Schulabschluss besonders: handwerkliches Geschick, technisches Verständnis, Materialgefühl sowie Geduld und Sorgfalt.

Während der Lehrzeit liegt der monatliche Lohn in den Anfangsjahren deutlich unter dem Lohn als Fachkraft. Im ersten Lehrjahr etwa rund 600 Franken, im letzten Lehrjahr bis ca. 1’200 Franken brutto monatlich.

Nach Abschluss kann der Beruf mit der Berufsmatur ergänzt werden, um höhere Bildungswege zugänglich zu machen.

Arbeitsbereiche und Tätigkeiten

Orthopädieschuhmacherinnen und Orthopädieschuhmacher arbeiten vorwiegend in orthopädischen Werkstätten oder spezialisierten Kliniken.

Zu ihren Kernaufgaben zählen:

  • Anfertigung von Massschuhen oder die Umgestaltung von Konfektionsschuhen nach medizinischer Verordnung
  • Herstellung und Anpassung von Einlagen, Sohlen und Fussstützen
  • Durchführung von Nachkorrekturen und Reparaturen
  • Kundenberatung, Fussvermessung und Analyse von Fehlstellungen

Je nach Betrieb können auch Anteile in der Verwaltung, im Verkauf oder in der Qualitätssicherung anfallen.



Lohn und Perspektiven

Der Berufseinstieg ist durch einen Gesamtarbeitsvertrag (GAV) geregelt. Der Einstiegslohn liegt bei rund 4’586 Franken brutto monatlich – erfahrene Fachkräfte können deutlich mehr verdienen.

Mit Spezialisierungen oder eigener Unternehmung steigen die Verdienstmöglichkeiten weiter. Der Beruf birgt Potential zur Meisterweiterbildung und zur Führung eines eigenen Ateliers.

Weiterbildungsmöglichkeiten umfassen Fachprüfungen, Meisterprüfungen (HFP) und spezialisierte Kurse über den Verband Fuss & Schuh.

Stärken, Herausforderungen und Anforderungen

Der Beruf verlangt eine seltene Kombination aus Präzision, technischem Verständnis und Empathie:

  • Feinmotorik und handwerkliches Geschick: Millimetergenaues Arbeiten ist Alltag
  • Kenntnisse in Anatomie, Biomechanik und Orthopädie: Fehlstellungen verstehen und korrigieren
  • Geduld und Ausdauer: Anpassungen und Tests werden mehrfach durchgeführt
  • Kommunikationsfähigkeit: Kundinnen und Kunden begleiten, Unsicherheiten erklären
  • Innovation und Technik: Einsatz neuer Werkstoffe, CAD/3D‑Techniken, digitale Fussvermessung

Ärzteverordnungen einzuhalten, ist von zentraler Bedeutung – Fehler in Passform oder Druckverteilung können gesundheitliche Folgen haben.

Bedeutung und gesellschaftlicher Nutzen

Orthopädieschuhmacher/innen leisten einen wichtigen Beitrag zur Mobilität und Lebensqualität von Menschen mit Fussfehlstellungen, Krankheiten wie Diabetes oder Gelenkproblemen. Ihre Arbeit kann Schmerzen lindern und Gehfähigkeit verbessern.

Der Beruf überwindet Grenzen zwischen Handwerk, Technik und Gesundheitswesen – er trägt Verantwortung und verlangt kontinuierliche Weiterbildung.

 

Quelle: handwerker24.ch‑Redaktion
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